Jetzt fallen alle Schranken: das Streusalz muss weg - egal wohin...

28.02.2016 14:11

Zum wiederholten Male geriet der Winter in weiten Landesteilen zum Totalausfall. Bei zweistelligen Temperaturen kamen im Dezember keine Weihnachtsgefühle auf, und inzwischen blühen Frühlingsboten...

In Mölln haben die Eiscafes geöffnet...

Das ruhige, niederschlagsfreie Wetter hält schon ein paar Tage an. - Heißt das, das Streusalz-Problem hat sich für dieses Jahr erledigt?

Weit gefehlt! In diesen Tagen müssen riesige Streusalz-Speicher entleert werden!

Je nach Qualität und Lagerung muss Streusalz alle drei bist fünf Jahre ausgetauscht werden. Zudem müssen die Speicher entleert werden, damit ein Budget für neue Streusalz-Lieferungen bewilligt wird. In der Realität sieht das dann so aus wie heute auf der Schmilauer Straße, einer wichtigen Zufahrtsstraße in die Möllner Innenstadt...

Das Salz wurde auf ganzer Länge der Straße vom Ortseingang bis ins Stadtzentrum aufgebracht. Natürlich auch über den Gullis, durch die es beim nächsten Regen in den Wasserkreislauf gerät...

Auch die Bürgersteige wurden mitgesalzen. Man sieht es an den Salzkristallen, die durch Luftfeuchtigkeit einen Hof bekommen...

Auch hier hat das Salz mehrere Tage bei niederschlagsfreiem Wetter gelegen und man sieht, wie jedes Salzkorn einen Feuchtigkeits-Hof bildet.

Warum ist Salz nur begrenzt haltbar? - Nur im unterirdischen Salzstock, unter Luftabschluss und fern jeder Umwelteinflüsse bleibt das Salz über Jahrtausende unverändert. Wenn der Mensch es an die Oberfläche holt, fängt es sofort an, mit der Umwelt zu reagieren...

Auf organischen Materialien wie Holz fördert es Fäulnis und Verwitterung...

Durch Backsteinmauern frisst es sich förmlich hindurch und "blüht" an der Oberfläche zusammen mit anderen Mineralien aus; es macht Gemäuer dadurch langfristig instabil...

Straßenschäden in Milliardenhöhe, marode Brücken, einsturzgefährdete Parkhäuser - über das alles habe ich bereits berichtet.

Doch was tun Gemeinden mit ihrem überflüssigen Streusalz, wenn es den ganzen Winter nicht gebraucht wird?

Das eingelagerte Streusalz muss aus den beschriebenen Gründen"entsorgt" werden. Und das geschieht - ich habe darüber bereits vor einem Jahr in diesem Blog berichtet - draußen auf den Straßen!

Es ist ein Umweltskandal erster Güte, über den niemand spricht!

Diese Bilder aus Hudson / Bundesstaat Ohio (USA) habe ich bei Twitter gefunden...

Natürlich kann man ganz elegant ein paar Kilo Streusalz hier, ein paar Kilo dort "verlieren". Man kann es aber auch systematischer regeln...

Um das Streusalz loszuwerden, wird die Einsatzschwelle für Salz einfach hinunterreguliert. Dann wird eben schon bei 5° Außentemperatur und völliger Niederschlagsfreiheit gesalzen, und wie hier an einem Vorfrühlingstag bei 10° und Sonnenschein in Mölln liegt das Salz an den Straßenrändern...

Seit dem Super-Winter 2009/2010, wo im Februar für mehrere Wochen das Streusalz ausging, wird Streusalz trotz der Klimaerwärmung in riesigen Mengen gebunkert. Die Budgets für Salz wurden aufgestockt, und um immer wieder neues Geld für Salzvorräte zu bekommen, muss das Salz auch aus den Lagern raus.

Ein Teufelskreis, der zu immer mehr Umweltbelastung führt...


Deshalb müssen wir auch jetzt, nachdem wieder einmal der Winter ausgefallen ist, über Streusalz nachdenken!

In den USA sind jährlich 20 Millionen Tonnen Salz auf den Straßen zu einem riesigen Umweltproblem geworden. Seen und Flüsse versalzen, das Trinkwasseer wird vielerorts ungenießbar - in Flint (Bundesstaat Michigan) hat die Vergiftung des Trinkwassers mit Blei - ausgelöst durch Korrosion infolge Chloridbelastung durch Streusalz - mehrere Todesopfer gefordert und tausende Kinder vergiftet...

(Quelle: Twitter)

In Mölln ist zwar das Trinkwasser noch nicht akut gefährdet, da es aus einem tiefen Brunnen kommt. Doch wer denkt jetzt schon daran, dass unsere Bäume wieder leiden werden! Wer denkt jetzt an die ratlosen Gesichter der Mitarbeiter des Stadtgrüns, wenn sie im Sommer bei der Gärtnereibereisung die Folgen des Salzens demonstrieren...

Millionen und Abermillionen Bäume werden durch Streusalz krank und müssen nach einem Bruchteil ihrer Lebenserwartung gefällt werden. Bäche, Flüsse und Seen werden vergiftet.

Wollen wir wirklich Verhältnisse wie in den USA/Kanada? Aus Toronto wurd dieser Tage dieses Bild getwittert...

Von den Straßen gelangen viele tausend Tonnen Salz in den Lake Ontario, der bereits jetzt unter viel zu hohen Chlorid-Konzentrationen leidet (hier ein Artikel dazu)

Wir müssen endlich anfangen, ernsthaft über die Auswirkungen des Umweltgifts Natriumchlorid nachzudenken! Unsere Umwelt und kommende Generationen sind hochgradig durch unser jetziges Handeln gefährdet. Insbesondere die Belastung des Grundwassers ist nicht reversibel!

Es darf keine salzige Zukunft für unseren Planeten geben!

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