Einfach surreal: das Gute wird zum Schlechten

16.11.2015 15:17

In diesen Tagen erinnere ich mich an den November 2013, als der Möllner Leserbriefprozess bereits acht Monate lief. Es belastete und schmerzte mich schon damals, dass die Kläger mein Umweltengagement von Beginn an in den Schmutz zogen - entweder machten sie es lächerlich oder stellten es wie eine nahezu gemeingefährliche Angewohnheit dar.

Doch es war mein fester Wille, mich nicht einschüchtern zu lassen und vor allem mein Engagement nicht etwa aus Angst vor weiterer Inkriminierung einzustellen. Ich wollte und will ein Beispiel für mutige Whistleblower des Alltags sein, die auf Missstände hinweisen, auch wenn das nicht allen Mitmenschen angenehm ist.

Und so setzte ich mich also auch im November 2013 an den Laptop und schrieb einen (diesmal gewollten!) Leserbrief, der am 7.12.2013 im Möllner Markt veröffentlicht wurde...

Auf diesen Leserbrief folgten zahlreiche Reaktionen. Ich wurde von Möllner und Ratzeburger Bürgern angerufen, die mein Engagement ausdrücklich würdigten und lobten. Es gab sogar einen öffentlichen Antwort-Leserbrief, der meine Statements nochmals untermauerte und bestätigte.

Alle diese Reaktionen zeigten mir: ich setze mich für das Richtige ein, ich spreche Dinge aus, die viele denken, aber aus Resignation nicht mehr äußern.

Ganz anders war die Reaktion der Kläger: sie benutzten auch diesen Leserbrief, um mein Tun weiter zu diskriminieren und in den Schmutz zu ziehen. Ihre Reaktion war ein bitterböser Schmähbrief an das Landgericht Lübeck, wo zu dieser Zeit das Berufungsverfahren im einstweiligen Verfahren anhängig war...

Dieser Brief war und ist nicht nur eine einzige bösartige Schmähung meiner Bemühungen um einen besseren Umgang mit unserer Umwelt. Er macht Streusalz-Kritiker wie mich verantwortlich für die "Schmerzen" von Sturz-Opfern und bedient damit eine verbreitete Ignoranz, die einfach nicht wahrhaben will, dass es zahlreiche umweltfreundliche und viel effektivere Methoden der Glättebekämpfung gibt.

Der Brief enthält aber darüberhinaus die rechtlich hoch brisante Formulierung, es gäbe zur Verwendung von Streusalz in der Möllner Innenstadt "wohl keine Alternative".

Mit diesem Loblied auf das Streusalz kündigten die Kläger quasi an, in Zukunft ganz unverfroren - und satzungswidrig! - ausschließlich Streusalz zu verwenden bzw. von ihrem Hausmeisterdienst verwenden zu lassen.  Und dadurch entstand schon damals die vollkommen surreale Situation, dass die Kläger selbst offenbar zu tun beabsichtigten, was mir verboten werden sollte: nämlich den Eindruck zu erwecken, sie verwendeten Streusalz.

Es ist eine vollkommen surreale, verkehrte Welt, in die ich mich seit Beginn dieses wahnwitziges Prozesses hineingezwungen fühle. Diese Umkehrung von Gut und Böse, von Richtig und Falsch ist zuweilen fast nicht zu ertragen. Das Unrecht, welches nun in dem Landgerichts-Urteil vom Oktober 2015 "im Namen des Volkes" festgeschrieben wurde - mit dem Verbot der "Eindruckserweckung", die Kläger streuten Salz etc. - ist so aberwitzig, dass ein lauter Aufschrei durch die Juristenwelt, die Lokalpolitik und nicht zuletzt durch die Medien  gehen müsste.

Doch es bleibt still um den Möllner Anti-Umweltschützerprozess. Die örtlichen Politiker (ich beschrieb es in meiner 139. Streusalz-Mail), die mich anfangs unterstützen wollten: sie schweigen. Die Zeitung: sie schweigt, und schweigt. Umweltschutzorganistationen wie BUND, NABU, der örtliche Tierschutzverein (denen ich z.T. als Mitglied angehöre): sie alle erhalten regelmäßig meine Informationen - und sie schweigen.

Es ist manchmal so deprimierend, dass mich fast der Mut verlässt. Keinerlei öffentliche Unterstützung wird mir zuteil, und die Zeitung, die mir diese ganzen Qualen durch den unerlaubt veröffentlichten "Leserbrief" vom 21. März 2013 beschert hat, schweigt die Angelegenheit tot.

Doch ich selbst schweige nicht! Ich streue "Salz" in die Wunden der Gesellschaft, die da heißen: Gleichgültigkeit, Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Damit das Zuammenleben von Mensch und Natur besser wird und das Unrecht, das mitten in unserer Alltagswelt geschieht, nicht vergessen wird. Ich habe noch nicht aufgehört zu hoffen, dass am Ende die Gerechtigkeit siegt!

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