Eine verhängnisvolle Absprache UPDATE 18.11.2014

29.03.2014 08:46

Der Text des umstrittenen und von mir nicht gewollten "Leserbriefs" wurde von der Redaktion aus einer e-mail entnommen, mit der ich die Redaktion auf den allgemeinen Streusalzterror gegen die Bäume durch ständigen, flächendeckenden und satzungswidrigen Streusalzmissbrauch aufmerksam machen wollte.

Als Beispiel führte ich die Situation vor einer Anwaltskanzlei an, vor der den gesamten Winter hindurch von November 2012 bis März 2013 der Bürgersteig regelrecht gepökelt wurde.

Dieses Verhalten nannte ich in der e-mail - ohne im Entferntesten an eine Veröffentlichung zu denken - ein schlechtes Beispiel für die Mitbürger, satzungswidrig und moralisch verwerflich.Es gab in diesem Text keine Namensnennung, nur eine Straßenangabe.

Durch die redaktionelle Bearbeitung des veröffentlichten Textes und die Weglassung der spezifizierenden Fotos kamen mindestens zwei verschiedene Anwaltskanzleien in Frage - nennen wir sie ruhig mal "Lustig und Plietsch" und "Witzig und Schlau". Letztere haben mich verklagt.

Am Morgen der Veröffentlichung des "Leserbriefs" waren die Herren Witzig und Schlau nicht sicher, ob sie gemeint waren. Sie riefen die Herren Lustig und Plietsch an und fragten sie, ob sie sich durch den "Leserbrief" betroffen fühlen. Was die  Herren Lustig und Plietsch genau sagten, wissen wir nicht, aber sie müssen zu verstehen gegeben haben, dass sie die Maßnahmen gegen die Verfasserin gerne  ihren Kollegen überlassen wollten.

Und ab diesem Zeitpunkt begann die haarsträubende Trickserei der Anwälte, die schließlich zu der Unterlassungsverfügung gegen mich führte:

Die Herren Witzig und Schlau gaben eine Eidesstattliche Versicherung ab, wonach nur sie alleine mit dem Text gemeint sein konnten. Von dem Telefonat mit ihren Kollegen sagten sie dem Richter nichts (!).

Aber es folgten noch weitere Tricks und Manipulationen. Alle mit dem Ziel, die vermeintlich angegriffene "Berufsehre" der Herren Kläger wiederherzustellen. Denn auch gegenüber der Zeitung gaben sich die Herren Anwälte empört und sagten nichts davon, dass sie sich mit ihren Kollegen abgesprochen hatten.

"Doppelt gestraft hält besser", schienen sich die Kläger zu sagen und brachten zeitgleich mit der einstweiligen Verfügung die unsägliche Gegendarstellung auf den Weg. Die Zeitung erwies sich als williger Helfer und veröffentlichte den im Vergleich zum "Leserbrief" doppelt so langen Text der Kläger eins zu eins.

Warum war die Zeitung ein so williger Helfer der Kläger? Hat es einen Drohanruf in der Redaktion am 21.3.2013 gegeben (wie es einst Chr. Wulff in der BILD-Redaktion tat?). Davon gibt die Redaktion bisher nichts preis - diesmal unter Berufung auf die Verschwiegenheit. Schade, für meine vertrauliche e-mail kannten sie keine Verschwiegenheit.

Die Anwälte der Zeitung griffen ebenfalls tief in die Trickkiste. Sie schalteten zunächst einmal einen jungen Fachkollegen (Presseanwalt) aus, der sich für den Fall interessiert hatte und mich gerne vertreten hätte. Nach dem Telefonat mit dem LN-Anwalt ließ mich der junge engagierte Anwalt ohne Angabe von Gründen fallen wie eine heiße Kartoffel.

Die weitere Strategie hieß: emotionale Erpressung. Die LN-Anwälte taten sich mit den Klägern zusammen und sprachen sich mit dem Richter ab. Am Vortag der Verhandlung rief der Richter meine Anwälte an und legte ihnen nahe, ich möge der "Erledigung" des Rechtsstreites zustimmen. Doch das hätte bedeutet, eine ungerecht aufgezwungene Täterrolle zu akzeptieren und sämtliche Kosten zu tragen.

Die Verhandlung selbst war eine Farce. Ich habe das beschämende und respektlose Verhalten des jungen Richters (der sich damit rühmte, bereits "vier Jahre Presserecht" gemacht zu haben) bereits an anderer Stelle beschrieben. Das Ziel war ganz offensichtlich: ich sollte vor der Übermacht der Männer in schwarzen Roben einknicken.

Mangels sachlicher Unterlassungsgründe musste das Gericht in seiner Urteilsbegründung auf persönlich entwertende Argumente zurückgreifen. Dass man mir (im Namen des Volkes!) "Uneinsichtigkeit" vorwarf, ist noch relativ harmlos. Verfassungsrechtlich hoch problematisch wird dieser Prozess dadurch, dass man mir mein gesamtes bisheriges und zukünftiges Umwelt-Engagement als gefährlich für die Kläger (!) auslegt und damit einen Unterlassungsgrund zu konstruieren versucht.

Doch wo ist der Aufschrei der Menschen, die für Umweltschutz, selbstloses Bürger-Engagement, Meinungsfreiheit, Schutz von Whistleblowern und Rechtsstaatlichkeit eintreten?

Ich habe noch nicht aufgegeben, doch 20 Monate ungerecht aufgezwungene Täterrolle und ein Gerichtsurteil, das menschliche Grundrechte wie Meinungsfreiheit und Persönlichkeitsrechte mit Füßen tritt,  das einfach den Streitgegenstand entgegen jeglicher Regeln der ZPO austauscht und mich in persönlich diskriminierender Weise ob meines Umweltengagements abstraft (noch dazu unter Zuhilfenahme alter Leserbriefe, die NIE beanstandet worden waren!) -  das alles hat Spuren hinterlassen.

Ich bin menschlich, moralisch und gesundheitlich angegriffen. Durch den zähen Kampf gegen die ungerecht aufgezwungene Täterrolle - nur weil ich mich für die Umwelt einsetze, durch den sinnlosen Prozess, den die Kläger nur aus Eitelkeit und Rache angezettelt haben. Durch Diskriminierung und persönliche Entwertung "im Namen des Volkes".

Schauen Sie nicht weg! Wir wollen Whistleblower unterstützen - das fängt im eigenen Umfeld an! Ich bin eine ungerecht verfolgte Whistleblowerin, auch wenn mein Thema nicht aus dem beruflichen Umfeld ist!

Ich zähle auf Ihre Unterstützung. Herzlichen Dank!

 

 

 

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