Die Streusalzlüge - ein unbeliebtes Thema in der Politik

12.04.2014 10:57

Diese Linde an einem Parkplatz fiel tödlichen Umweltbedingungen zum Opfer. Bodenversiegelung, Unmengen an Streusalz, Wasser- und Nährstoffmangel sowie Anhebung des Erdreichs machten ihr den Garaus.

Was nützt es, an derselben Stelle unter den gleichen lebensfeindlichen Bedingungen einen neuen Baum zu pflanzen? Es kostet Geld, gibt den Menschen vielleicht ein gutes Gefühl : wir sind nicht untätig, doch ändert es nichts daran, dass Bäume in der Stadt zum großen Teil todgeweihte und vernachlässigte Mitgeschöpfe sind.

Sie tragen nur noch zwei bis drei Monate Laub, vertrocknen dann still vor sich hin, während die endlose Blechlawine vorbeirauscht. Merken wir eigentlich, dass es kaum noch wirklich Schatten spendende Bäume in der Innenstadt gibt?

Seit vielen Jahren versuche ich mit Leserbriefen, öffentlichen Aktionen und im direkten Kontakt mit Politik und Verwaltung die katastrophalen Auswirkungen des Streusalzmissbrauchs aufzuzeigen. Als Totschlagargument der Streusalzverwender dient die „Sicherheit“ der Menschen. Sogar Polemik wie „lieber ein toter Baum als ein toter Mensch“ musste ich mir bereits anhören.

Wann werden wir Menschen endlich wach? Die Streusalzlüge muss endlich auf die politische Tagesordnung. Erinnern wir uns an den Winter 2009/2010. Im Februar war landesweit das Streusalz ausgegangen. Die B207 war tagelang nur noch eine spiegelglatte Eisbahn. Fahren war nur noch im Schneckentempo möglich. Gab es mehr Verkehrstote? Nein!

Aber der Streusalzgebrauch pro Kopf der Bevölkerung stieg in den Folgejahren explosionsartig an. 30 kg pro Kopf, das ist ein großer Sack Streusalz mal 80 Millionen = 2400 Millionen kg Streusalz pro Winter, heißt zweieinhalb Milliarden Kilo pures Umweltgift direkt in den Boden und in die Kanalisation.

Salzablagerungen im Sommer 2013. Die Platten darunter sind rot!

 

Die  bis zu  10 000 Verkehrstoten jährlich und 290000 Personenschäden gehen nicht auf das Konto von Glätte, sondern von unangepasster Fahrweise, sprich Drängeln, Rasen, Übermüdung, Drogen, Alkohol. Warum sagt man nicht: Alkohol wird generell verboten, wegen der Sicherheit?

Menschen nehmen sich die Argumente zu Hilfe, welche ihnen gelegen kommen. Wir wollen schnelles und bequemes Fortkommen von A nach B, und die Gefahr von Regressforderungen gegen den Grundstücksinhaber soll auf preiswerte und bequeme Weise minimiert werden – deshalb Streusalz! Billig, bequem, gedankenlos, rücksichtslos.

Die Folgen: Bäume, welche ihrer biologischen Funktion als Spender von Sauerstoff, Schatten, Luftfeuchtigkeit, Lebensraum von Vögeln und Kleintieren nicht mehr nachkommen können.

Wann wachen wir endlich auf?

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