Mein Schlüsselerlebnis als Whistle-Blower im Winter 2012/2013...

Nicht das sommerliche Hitzewetter, sondern die vor zwei Tagen eingetroffene Hauptsacheklage im Streusalz-Leserbriefprozess wecken Erinnerungen an Schlüsselerlebnisse...

Es war im Januar 2013, als ich spät abends an einem winterlichen Samstag aus Lübeck von einem Theaterbesuch heimkehrte. Schon in Lübeck hatte es den ganzen Abend kräftig geschneit, die Schneeschicht wuchs Zentimeter um Zentimeter. Auf der Bundesstraße war noch nicht gestreut - wieder einmal zeigte sich, dass eine geschlossene Schneedecke für winterbereifte Autos überhaupt kein Problem ist. Weißer Winterdienst wäre ohne weiteres machbar!

Doch dann fuhr ich durch die Möllner Innenstadt. Es war ein fast surreales Bild: Um Mitternacht, während es unentwegt weiter schneite, waren auf ganzer Straßenlänge Menschen zugange wie die fleißigen Ameisen, sie schippten, sie streuten Salz, völlig sinnlos, aber in kollektiver Eintracht.

Bis zum Sonntagmorgen sollte alles wieder zugeschneit sein, und natürlich wurde auch dann wieder geschippt und gesalzen, aber die Menschen handelten wie auf einen geheimen Befehl.

Wieviel Kilo oder Zentner Salz mögen in dieser einen Nacht vollkommen sinnfrei - und entgegen der städtischen Satzung - allein auf der Möllner Hauptstraße gelandet sein? Nur aufgrund eines angeborenen Gehorsams-Triebes, der die Menschen zwingt, sich in Situationen sozialer Kontrolle nach dem "Vorbild" des Nachbarn zu verhalten...?

Ich konnte und wollte dazu nicht länger schweigen. Ich wollte dies Zeitung animieren, dieses kollektive, umweltschädliche und die städtische Satzung missachtende Verhalten zu thematisieren. Ich wollte, dass auch Rechtsanwälte interviewt werden, dass sie sich dazu äußern, warum ausgerechnet vor Kanzleien die Bürgersteige "gepökelt" werden und dort offenbar die städtische Satzung nicht gilt...

Daher schickte ich den sprachlich zugespitzten Text als Whistle-Blowing an die Redaktion - alles weitere ist bekannt, und die Tragödie nimmt weiter ihren Lauf...