Feldahorn - der "Stadt- und Straßenbaum der Zukunft"... UPDATE 30.1.2015

19.10.2014 20:00

"Straßenbaum der Zukunft", twittert das Bundesamt für Naturschutz über den "Baum des Jahres 2015". Und weiter lesen wir, dass dieser Baum "Trockenheit, Hitze und Streusalz ertragen kann".

Diese Aussage habe ich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Die gute Nachricht zuerst: es gibt noch gesunde Feld-Ahorne, allerdings selten an Straßen, sondern eher in Gärten...

Sie tragen noch Anfang November dichtes grünes Laub...

Leider gibt es auch eine schlechte Nachricht: die Leidensfähigkeit auch des Feld-Ahorns ist begrenzt. Wir Menschen begehen einen Denkfehler wenn wir meinen, wir müssten nicht unser Verhalten ändern, sondern einfach die Umwelt unseren Bedürfnissen anpassen.

Das wird dann dabei herauskommen...

Dieser kleine Feld-Ahorn steht vor einer Rettungswache. Links sind am 23.11. schon alle Blätter abgefallen. Kein Zufall, denn dort ist die Ausfahrt der Rettungswagen-Garage. Es wird da gesalzen ohne Gnade...

Dieses Bild habe ich heute, am 30. Januar 2015 gemacht. Bei 4 Grad plus (!) Außentemperatur und trockenem, niederschlagsfreien Wetter. Der tiefere Sinn dieser Streusalz-Attacke mag sich mir  nicht zu erschließen.

Ebenfalls am 23.11. habe ich einen gesunden Feldahorn fotografiert: wie man sieht, sind die Blätter noch dran...

Und hier Bilder vom September 2014 auf Fehmarn:

Auf 1,4 km Länge hat man auf Fehmarn an einem Wander- und Radweg eine Feldahorn-Allee gepflanzt und dachte wohl, der "Baum der Zukunft" würde den Rest alleine erledigen...

Wie man sieht, hat der Mensch sich hier wieder mal  in der Einschätzung der Natur gründlich geirrt. Die Planer haben nicht die Belastungen durch Wassermangel, falsche Bodenbeschaffenheit, Streusalz etc. bedacht. Nun stehen hier fast komplett abgestorbene Jungbäume als Mahnmale menschlicher Gedankenlosigkeit, und nur vereinzelt findet man noch ein Blatt, das uns die Bäume identifizieren hilft...

Und wie wir sehen, weist dieses Blatt die typischen Randnekrosen auf, die auf Natriumchloridvergiftung hinweisen. Oder sind es Düngersalze vom anliegenden Feld, die den Bäumen den Garaus machen?

Verwandeln wir nun bundesweit unsere Straßenränder in Feldahorn-Monokulturen? Reißen wir die wehleidigen Linden, Kastanien, Spitzahorne, Platanen, Buchen und Eichen mit Stumpf und Stiel heraus, und wir können nach Herzenslust unsere Straßen pökeln bis zum geht-nicht-mehr, können weiter Klimagase in die Luft puffen  und alle sind glücklich??

Ohnehin sind Sonnenschirme viel praktischer. Man muss sie nicht pflegen und gießen, und die lästige Laubentwicklung entfällt... Warum nicht gleich die meisten Straßenbäume ersatzlos streichen, und als Alibibaum hier und da einen resistenten Feldahorn?

Machen wir nicht mit den Straßenbäumen den gleichen Fehler wie die Agrarindustrie: sie klont einfach Pestizid-resistente Nutzpflanzen, und dann haut sie mit der Chemiekeule drauf...

(Hier sehen Sie einen mit Glyphosat "totgespritzten" Feldrand und das dazugehörige ebenfalls totgespritzte Feld).

Anstatt darüber nachzudenken wie Streusalz wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden oder durch umweltfreundliche Stoffe ersetzt werden kann, soll's jetzt der Feldahorn richten.

Es wird nicht funktionieren! Und wir haben Millionen Straßenbäume, die erst einmal dringend um Hilfe rufen. Unsere Ahorne mit der "Parkplatz-Krankheit" beispielsweise:

Oder die todkranken Kastanien am Wassertor bzw. Ratzeburger Straße:

Unsere fast schon biologisch toten Linden, die zahlreich an den Straßen stehen:

Es darf nicht länger totgeschwiegen werden, dass vor allem Bequemlichkeit, Geiz (Streusalz ist das billigste Streumittel!) und Gedankenlosigkeit (es heißt immer beschwichtigend: ach das Salz verdünnt sich doch...) zum maßlosen Streusalzgebrauch führen.

Und dann eben auch der Herdentrieb und der Gedanke: alle tun es, also tue ich es auch...

(Zeichnung: Brigitte Dubbick)

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