Die Schwalben von der Sparkasse - für sie gab es keinen Kredit...

19.08.2016 21:47

Ich berichtete kürzlich über die Aufzucht der beiden verwaisten Möllner  "Supermarkt-Schwalben".

Schon kurze Zeit später musste ich ein weiteres Findelkind aufnehmen - ihm drohte der Tod durch Verhungern und Erfrieren. - Doch zunächst zur Vorgeschichte.

Am Gebäude der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg in der Möllner Innenstadt befinden sich hinter zwei Säulen Schwalbennester...

In einem der Nester befanden sich noch am Abend des 10. August fünf Schwalbenkinder, die bei herbstlich-nasskalten Wetterverhältnissen nur mühsam aufgezogen werden konnten...

Da ich mich sorgte, dass unter der Last der größer werdenden Küken das Nest - wie schon sein Vorgänger am 23.6. - abstürzen könnte, schaute ich um 23 Uhr noch einmal nach dem Rechten. Und auf dem kalten Steinboden saß ein offensichtlich von seinen Geschwistern herausgestoßenes Schwalbenkind...

Das Tier hätte mit Sicherheit die Nacht nicht überlebt. Die Temperaturen waren einstellig, und streunende Katzen gibt es leider auch in Mölln zuhauf. - Also nahm ich das Vögelchen, das sich ohne Widerstand aufnehmen ließ, zu mir nach Hause.

In den frühen Morgenstunden ging ich auf Spinnenjagd in meiner Garage...

Das Vögelchen war vollkommen ausgehungert. Wahrscheinlich konnte es sich bei den Fütterungen gegen seine Geschwister nicht mehr durchsetzen. Gierig wurden die Spinnen verschlungen...

Bald fand das Schwalbenkind Gefallen an meinem großen Ficus und hatte dort sein neues "Nest" bezogen, wo es auch von mir in luftiger Höhe gefüttert wurde...

Nach kurzer Zeit nahm die Schwalbe Nahrung aus meiner Hand nur an einem bestimmten Platz auf der Zimmerpflanze. Es war wie eine geheime Abmachung: wenn sie auf diesem bestimmten Zweig sitzt, möchte sie Futter.

Dieser Platz war für die letzten 6 Tage der von der Schwalbe gewählte, ausschließliche Futterplatz...

Sie bettelte auch nicht meine Hand an, wie es Schwalbenkinder tun, die sehr klein in Menschenobhut kommen - stattdessen schnappte sie gezielt mit dem Schnabel nach dem Futter...

Die beiden letzten Geschwister sind vor zwei Tagen ausgeflogen...

Auch zum Übernachten findet sich keine Schwalbe mehr ein, möglicherweise sind sie schon auf dem Zug nach Süden.

Zwei Schwalben des zweiten Nests hatten übrigens nicht so viel Glück wie meine Ziehschwalbe: im Abstand von wenigen Stunden wurden sie am 11. August aus dem Nest verstoßen. Das eine fand ich noch lebend, aber zu stark unterkühlt um zu überleben. Das andere lag bereits tot auf dem Boden, wo zahlreiche Passanten achtlos an ihm vorbeigingen...

Es war leider ein apokalyptischer Sommer für die Schwalben. Das schlechte Wetter verschlimmerte den ohnehin dramatischen Insektenmangel durch Artenschwund, Insektizide und landwirtschaftliche Monokulturen. Hinzu kommen mangelnde Nistmöglichkeiten und Vertreibungsmaßnahmen durch gedankenlose Menschen.

Wenn bereits im Pferdestall (eigentlich ein Insektendorado!) die Schwalben tot von den Balken und aus den Nestern fallen, sollten wir uns klarmachen: es ist fünf nach zwölf für die Schwalben...

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Heute, am 19. August, saß die Schwalbe bereits morgens um 7.00 Uhr nicht wie üblich an ihrem Futterplatz, sondern am höchsten Punkt der Zimmerpflanze und schaute aus dem Fenster...

Nur für einen kurzen Moment flog sie an ihren Futterplatz und nahm noch eine Grille entgegen. Kurz danach flog sie aus dem geöffneten Fenster...

Gegenüber auf einer Hausantenne saßen bereits Artgenossen und genossen die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen...

Adieu liebe Schwalbe - viel Glück auf deinem beschwerlichen Weg nach Afrika, und komm' gesund zurück - vielleicht in eine schwalbenfreundlichere Stadt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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