Wortlaut meiner aktuellen "Streusalz-Mail" - tierische Whistleblower schlagen Alarm...

09.07.2016 22:01

Hier der Wortlaut meiner aktuellen Streusalz-Mail, die heute an den üblichen Empfängerkreis aus Medien, Politik und Gesellschaft ging...

>> Liebe Leser,

es geschah am 7. Juli 2016: im Eingangsbereich eines Lebensmittelgeschäfts in der Möllner Innenstadt kämpft ein Schwalbenkind, eingeklemmt zwischen Grillkohlesäcken, laut schreiend um sein Leben. Kunden und Passanten gehen achtlos vorbei...


Der Sturz – eigentlich ein verzweifelter Todessprung - war vorhersehbar: nur 5 Stunden zuvor sprang bereits das Geschwister des Schwalbenkindes aus dem Nest. Die beiden waren nicht mehr gefüttert worden!
Stattdessen nötigten aggressiv am Nest vorbeifliegende Altvögel die hungernden Küken immer näher an den Abgrund...

Es waren schockierende Anblicke. Nach dem Sprung des ersten Kükens bat ich den Filialleiter, ein weiches Tuch o.ä. auszulegen, damit das zweite Tier sich beim Sprung nicht verletzt. Meiner Bitte wurde nicht nachgekommen. Dennoch konnte ich auch dieses Kind in letzter Sekunde retten. Ich nahm beide bei mir auf, denn ein Zurücksetzen der verstoßenen Küken ins Nest wäre sinnlos gewesen...

Was war geschehen?
Vermutlich war ein Elterntier umgekommen. Die Schwalben fliegen bei schlechtem Wetter tief und geraten in der endlosen Blechlawine der Möllner Hauptstraße nicht selten unter die Räder – zumal die meisten Autofahrer sich nicht an die vorgeschriebenen 20 km/h halten. Dazu kommt Nahrungsmangel durch das schlechte Wetter und Umweltgifte wie Glyphosat und Neonicotinoide, die das Insektenangebot drastisch vermindern.
 
Die Klimaerwärmung sorgt für immer extremere Wetterlagen. In diesem Sommer haben wir mit Niederschlägen in ungeahntem Ausmaß zu tun. Am Hang oberhalb des Kurparks gibt es seit zwei Jahren sogar einen immer größer werdenden Erdrutsch, den man mit wiederholten Erdauffüllungen vergeblich zu bekämpfen versucht...

Aber die Tiere leiden auch unter Insektenmangel: am Möllner Bauhof verenden unzählige Bienen und Hummeln unter verblühten Linden. Die Tiere haben weit und breit kein alternatives Futterangebot, zudem sind sie häufig mit schwächenden Parasiten befallen...

Die Stadt wird immer mehr verdichtet, jeder Zentimeter bringt bares Geld. Und vor Neubauten werden pflegeleichte, aber ökologisch sinnlose Pflanzen angepflanzt - wie der lebensfeindliche Kirschlorbeer, der weder Vögeln Nistmöglichkeiten noch Insekten Nahrung bietet...

Wir Menschen wiederum sind so sehr der Natur entfremdet, dass wir brütende Zugvögel als “Störenfriede” empfinden und ihre Nester – wie hier an einem Möllner Schuhgeschäft – brutal entfernen...

Man mag es kaum glauben: der Hausbesitzer zieht lieber gegen das Naturschutzamt vor Gericht, als den Schwalben zu helfen!
Liebe Leser,  “Whistleblower” zeigen unter großen persönlichen Risiken Missstände auf und geben ihren Mitmenschen Gelegenheit, etwas zu verbessern. Ich selbst habe mit dem Thema Streusalz begonnen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Dafür wurde ich fast drei Jahre von Möllner Rechtsanwälten, die sich durch einen unautorisiert veröffentlichten ‘Leserbrief’ in den Lübecker Nachrichten auf den Schlips getreten fühlten, durch die Gerichte gepeitscht. Doch ich habe mich nicht mundtot machen lassen, und auch der publizistische Boykott meiner Aktivitäten durch den Madsack-Verlag schreckt mich nicht.
 
Auch die Tiere und Pflanzen unserer Umwelt sollten wir als “Whistleblower” sehen: sie zeigen uns durch ihren Zustand und ihr Verhalten, dass etwas nicht stimmt. Und wir sollten ihnen zuhören, bevor es zu spät ist und wir nur noch in toten Betonwüsten leben!
 
Ich wünsche Ihnen allen ein erquickliches Wochenende!

Ihre Beate Schicker



 

 

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