Mit Fake News und Pseudologik zielgerichtet an der Wahrheit vorbei - oder: was haben alternative Wahrheiten mit Streusalz zu tun?

18.03.2017 20:00

In diesen Tagen halten uns "alternative Fakten" und Pseudo-Logik in Atem. Präsident Trump verkauft seinen "Muslim-Ban" als Mechanismus zum Schutz vor Terror - dabei ist er nichts anderes als ein perfides Mittel zur Spaltung der Gesellschaft und Diskriminierung einzelner Bevölkerungsgruppen.

Ein Blick auf Statistiken könnte schnell Klarheit bringen: die meisten Attentäter, Terroristen und Amokläufer in Amerika sind keine Moslems, sondern Einheimische (und oft Rassisten). Nur in muslimischen Ländern, in denen Unruhen und Kriege herrschen, wird Terror meist im Namen des Islam verübt.

Hier eine Statistik, die besagt, dass jährliche mehr als 11.000 Amerikaner von Amerikanern erschossen werden, kaum welche von Islamisten:

Die Wahrheit aus dem Munde des Präsidenten müsste also lauten: "Liebe Mitbürger, ich habe keinerlei Interesse euch zu schützen, sondern ich möchte die Gesellschaft spalten, um leichter Macht ausüben zu können. Mit der Behauptung, durch den Muslim-Ban Sicherheit zu schaffen, möchte ich lediglich mein perfides Handeln moralisch aufwerten".

Wenn nun tatsächlich eine zeitlang nach dem Einreiseverbot kein muslimischer Terror-Akt verübt wird (was ohnehin statistisch normal wäre) könnte Trump dies als Erfolg verkaufen. - Das nennt man auch Pseudo-Logik.

Glauben Sie aber bitte nicht, dass nur der neue Präsident der USA sich des Mittels der Pseudo-Logik bedient - auch Kleinstadt-Politiker wissen bereits, wie es geht: da wird beispielsweise ein komplexes Thema wie Mobilität im Winter unter den Aspekten Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz ganz einfach auf Streusalz heruntergebrochen - und die Pseudo-Logik gipfelt dann in Äußerungen wie diesen...

Hier wird letztlich suggeriert, dass in unserer Stadt in diesem Winter wieder alle Fußgänger nur deshalb überlebt haben, weil immer fleißig Salz gestreut wurde. Dass aber viele Unfälle im winterlichen Straßenverkehr trotz oder gerade wegen (!) des Salzeinsatzes geschehen, wird immer geflissentlich verschwiegen.

Wenn man ehrlich wäre, müsste man zugeben: "Wir nutzen das bequemste, billigste und allgemein akzeptierte Winterstreumittel Salz, weil eine ungehinderte Mobilität auch im Winter heutzutage nicht in Frage gestellt werden kann, und weil wir glauben Regressforderungen durch Unfallopfer auf öffentlichen Straßen und Wegen so am einfachsten abwehren zu können".

Diese Argumentation wäre ehrlich, aber natürlich nicht so unangreifbar wie das Totschlagargument der Sicherheit.

Was treibt nun die Menschen zu einem Handeln, dass nüchtern betrachtet so viele Nachteile mit sich bringt? - Oftmals ist es eine Mischung aus Angst und Uninformiertheit, die zu "altbewährten" Mitteln greifen lässt...

Der Bürger  "bewaffnet" sich - obwohl es die Satzungen praktisch bundesweit verbieten - mit Streusalz...

Die Werbung arbeitet - Hand in Hand mit der Politik - mit Pseudo-Logik, emotionaler Erpressung und Totschlagargumenten, auch wenn sie nachweislich falsch sind:

"Streusalz rettet Leben" prangt es wahrheitswidrig auf den Webseiten der Streusalzhersteller.

Doch Statistiken lügen nicht! Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat klärt uns auf. Ich zitiere aus einer Originalmeldung:

Weniger Verkehrstote im Februar 2010

Wiesbaden, 23. April 2010 – Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kamen im Februar 2010 insgesamt 201 Menschen bei Verkehrsunfällen auf deutschen Straßen ums Leben. Dies ist ein Rückgang um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.  (…)

Darunter erhöhte sich die Summe der Unfälle mit ausschließlich Sachschaden um 14 Prozent (...) während die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen, um 13 Prozent auf 15.200 sank.

Für Januar und Februar 2010 registrierte die Polizei insgesamt 379.600 Unfälle im Straßenverkehr (...) Verantwortlich dafür sind die winterlichen Witterungsverhältnisse in den ersten beiden Monaten des Jahres. Hier entstand vermehrt Sachschaden. Gegenüber den Vorjahresmonaten stieg die Zahl der Unfälle mit Sachschaden um neun Prozentpunkte auf 348.800.

Die Summe der Unfälle, bei denen Personen verletzt wurden, ging um 17 Prozent auf 30.800 zurück. Dabei kamen 395 Menschen ums Leben, das sind 25 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor (!)

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Das pikante an dieser Meldung: im Februar 2010 ging fast bundesweit das Streusalz aus! Die Autofahrer krochen auf spiegelglatten Straßen von A nach B. Eine gespenstische Ruhe herrschte auf Bundes- und Landesstraßen.

Dieser Artikel von Wetter.de  klärt zudem über eine weitere Gefahr des Streusalzes auf: der Bremsweg verdoppelt sich auf der schmierigen Streusalzschicht, die auf der Straße und den Bremsbelägen liegt.

Es führt kein Weg daran vorbei: ohne Streusalz wird langsamer oder weniger gefahren, die Todesopfer im Verkehr gehen zurück.Daran sehen wir, dass mit knallharten Lügen gearbeitet wird, wenn man dem Streusalz "lebensrettende" Wirkungen zuschreibt.

Aber was ist denn nun der wahre Grund, weshalb wir Millionen und Abermillionen Tonnen Salz auf die Straßen und in die Umwelt pumpen??

Die Antwort ist einfach: es ist der Mobilitätswahn! Wir sind nicht mehr bereit, unser Verhalten den Jahreszeiten anzupassen. Insbesondere der irrsinnig angeschwollene Güterverkehr, aber auch der Personenverkehr sollen rollen, rollen, rollen...

Dass es den Menschen dabei nicht primär um Sicherheit geht, sieht man  an diesem (im Sommer aufgenommenen) Bild: kaum ein Auto hält bei einer Geschwindigkeit von meist weit über 100 km/h einen halbwegs vorschriftsmäßigen Sicherheitsabstand ein. Da ist uns unsere eigene und die Sicherheit unserer Mitmenschen offenbar egal!

Aber es klingt einfach überzeugender, wenn es heißt: "Streusalz sorgt für Sicherheit" als wenn man zugeben würde: "Streusalz befriedigt den allgemeinen Mobilitätswahn".

Dieser aktuelle Artikel der "Main-Post" versucht nicht einmal, die wahren Gründe des Streusalz-Gebrauchs zu verschleiern: "Freie Fahrt im Winter" heißt es da. Das Wort "Sicherheit" kommt überhaupt nicht mehr vor - eigentlich sehr ehrlich.

Und so wird das Umweltgift weiterhin ungebremst in die Welt gepumpt - unsere Brücken gehen davon kaputt (Beton) oder "schwitzen" es wie diese Backsteinbrücke wieder aus...

Und für unsere Natur ist Streusalz ein tödliches Gift...

Unsere Stadtbäume sterben einen qualvollen, langsamen Tod - sie verdursten selbst bei Regen, weil das Salz um ihre Wurzeln die Wasseraufnahme behindert.

Blattrandnekrosen, d.h. Absterben der Blätter vom Rand her lange vor der eigentlichen Herbstfärbung sind typische Symptome. Das obere der folgenden Bilder ist im Juni (!) 2014 aufgenommen...

In den USA ist inzwischen regelmäßig in den Frühjahrsmonaten durch den horrenden Streusalzeinsatz das Trinkwasser versalzen - in manchen Großstädten ist es zeitweise ungenießbar. Ein regelrechter Umweltskandal erschüttert die USA seit zwei Jahren: in der Stadt Flint im Bundesstaat Michigan ist das Wasser nicht nur ungenießbar, sondern durch Blei vergiftet. Die Kinder der Stadt haben dramatisch erhöhte Bleiwerte im Blut - es gab mehrere Todesopfer!

So sah das Wasser in Flint anfang 2016 aus (Aufnahme aus einem Kinderkrankenhaus!)...

Die Ursachen für die Vergiftung sind vielfältig - aber eines steht bereits fest: seit die Stadt ihr Trinkwasser aus dem stark durch Streusalz belasteten Flint-River bezieht, sind die Bleiwerte dramatisch angestiegen!Das Chlorid aus dem Streusalz wirkt wie ein Katalysator, der Korrosion und Herauslösung von Bleimolekülen aus den maroden Leitungen fördert.

Nichts bleibt in der Natur ohne Wirkung! Auch ein "natürlicher" Stoff wie Natriumchlorid, d.h. Kochsalz, das wir in der Küche verwenden und normalerweise nicht als Gift ansehen würden, kann fatale Auswirkungen haben, wenn es mit anderen Faktoren zusammenwirkt.

Denken wir nach über unser Verhältnis zur Natur, zur Umwelt und auch über den Umgang mit uns selbst! Es gibt keine einfachen Lösungen für komplizierte Sachverhalte! Das Leben besteht nicht nur aus Konsum und Mobilität. Wir sind ein Teil der Natur und sollten uns nicht ständig selbst Gewalt antun, indem wir die Jahreszeiten ignorieren und immer das "Effektivste" wollen!

 

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