"Wählt nicht" hilft nicht. Warum der 24. September 2017 eine Katastrophe für die Demokratie wird.

22.09.2017 08:13

In den 90er Jahren besuchte ich ein Seminar mit dem berühmten Kommunikationsforscher Paul Watzlawick, der u.a. die "Anleitung zum Unglücklichsein" (1983) schrieb.

Er beschrieb uns ein anschauliches Beispiel für eine paradoxe Intervention: "Vergiss nicht, nach der Schule den Brief einzuwerfen", sagt die Mutter morgens zu ihrem Sohn. - Der Sohn vergisst es, denn das menschliche Gehirn hat kein inneres Bild für die Negierung. Es merkt sich nur "Vergessen" und "Brief". Also wird der Brief vergessen.

Leider versuchen in diesen Tagen unzählige Bürger, darunter viele Prominente, mit der Aufforderung "Wählt NICHT die AfD" Menschen an ihre Verantwortung für die Demokratie zu gemahnen. - Doch die Medien und der öffentliche Diskurs kennen nur noch: AfD, AfD, AfD. Keine Partei seit 1945 wurde in deutschen Wahlkämpfen so oft erwähnt, die Äußerungen ihrer Köpfe medial so hochgepeitscht. Und wir merken: durch Provozieren wie kürzlich die Wehrmachts-Verherrlichung erreichen sie immer mehr mediale Aufmerksamkeit und immer mehr Prozente in den Umfragen.

"Wählt nicht AfD", ist sicher gut gemeint. Doch wie gesagt: das Gehirn merkt sich kein "NICHT". Es merkt sich nur "Wählt" und "AfD".

Und wir sollten uns am Sonntag nicht wundern, wenn die Demokratiefeinde ihren "Erdrutschsieg" feiern werden. Viele von denen, die glauben die Demokratie zu verteidigen, haben ihnen ungewollt geholfen.

_____________________________________________________________________

 

 

Kontakt

Saltytrees