Wer seine Umwelt liebt, salzt sie nicht! - Über den Tag hinaus denken nötiger denn je...

07.03.2018 21:37

- Dieser Artikel wurde am 7.3.2018 erstellt und am 8.3.2018 aktualisiert -

„Wer seine Kinder liebt, der schlägt sie!“ – mit diesem sprachlichen Trick wandelte man vor gar nicht langer Zeit das Böse (=Gewalt) zum Guten (=Liebe). Gewalt bietet immerhin demjenigen, der sie ausübt, ein kurzfristiges Erfolgserlebnis...

Keiner würde heute mehr ernsthaft behaupten, dass Gewalt ein probates Erziehungsmittel ist – aber sie wird nach wie vor angewendet. Und wenn sie auch heute nicht mehr auf oben beschriebene Weise beschönigt wird, so sind doch Verharmlosungen wie „Mir ist die Hand ausgerutscht“ sprachlicher Alltag.

Im Umgang mit der Umwelt werden ähnliche sprachliche Tricks benutzt, um schädliches Verhalten ethisch zu rechtfertigen. Beim Streusalz ist es zuallererst immer die „Sicherheit“, mit der argumentiert wird – ein wahres Totschlagargument! - Aktuell wird auch gerne argumentiert, dass flüssige oder breiige Salz-Zubereitungen wie Feuchtsalz oder Sole „umweltfreundlicher“ seien als Trockensalz. Dabei bestehen auch sie aus Natriumchlorid, das letztlich zu 100% in Böden oder Kanalisation gelangt...

oder meterweit von der Fahrbahn entfernt an Bäume spritzt, wie an "Salzrändern" deutlich zu sehen...

Dass das Prädikat „umweltfreundlich“ zu übermäßigem Gebrauch der Feuchtsalze verleitet, sah man im Februar dieses Jahres in Norddeutschland: Straßen und Parkplätze wurden in gigantische Salzwüsten verwandelt, Sole und Feuchtsalz trockneten als zentimeterdicke Kruste auf der Oberfläche fest…

Die enormen Schadwirkungen, die vom Salz ausgehen, sind nicht mehr zu übersehen. Die letzten Alleen in Ostdeutschland, ein unschätzbares Kulturgut, werden vom Streusalz dahingerafft. Unzählige Straßenbäume müssen Jahr für Jahr gefällt werden – jeder Baum ein vier- bis fünfstelliger Kostenfaktor!

Brücken, Straßen, Gebäude fallen dem aggressiven Salz zum Opfer. In Parkhäusern tropft Salzwasser aus Stalaktiten...

Jeden Winter gelangen in Deutschland mehrere Millionen Tonnen Salz  als Streusalz, Feuchtsalz oder Sole über den privaten und öffentlichen Winterdienst in die Umwelt.

Obwohl Salz ein chemisches Agens ist und vielfältige Auswirkungen auf Böden, Gewässer, Tiere und Pflanzen hat, gibt es kein staatliches Monitoring und keine wirksame Kontrolle. Kommunale Satzungen bieten mit „Gummiparagrafen“ zahlreiche Schlupflöcher für umweltschädlichen Salzeinsatz, selbst eklatante Zuwiderhandlungen werden nicht geahndet.

Die Gründe, warum am umweltschädlichen und oft auch kontraproduktiven Salzeinsatz festgehalten wird, sind vielfältig. Es gibt neben ökonomischen  auch  psychologische Faktoren wie übertriebene Regressängste und Orientierung an negativen Vorbildern. Das Postulat der unbegrenzten Mobilität ist mit der Erwartung verbunden, zu jeder Zeit mit derselben Geschwindigkeit und Bequemlichkeit wie im Sommer unterwegs zu sein. Angepasste Fahrweise passt nicht zu dieser Einstellung.

Auswirkungen des Salzeinsatzes sind über die sofortige Auftauwirkung hinaus zum Teil schon kurz danach sichtbar, wie z.B. weiße Beläge auf Fahrbahnen, Salzausblühungen auf Gehwegen und an Gebäuden. Gewaltige Salzmengen haben sich durch die dicken Backsteinmauern dieser Autobahnbrücke gearbeitet...

Auf Gehwegplatten kann Streusalz das ganze Jahr hindurch immer wieder "ausblühen"...

Baumschäden durch Salz weisen typische Bilder wie Blattrandnekrosen, Wuchsverkümmerung und vorzeitige Entlaubung auf. Salzgeschädigte Straßenbäume haben eine enorm verkürzte Lebenserwartung, wodurch der Salzgebrauch zu einem erheblichen ökonomischen Faktor wird.

Alternativen zum schädlichen Salzgebrauch müssen endlich auch im kommunalen Winterdienst zum Einsatz kommen und dem privaten Verbraucher flächendeckend zu attraktiven Preisen zur Verfügung stehen! Es muss Schluss sein mit Paletten von Streusalz zu Schleuderpreisen gleich am Eingang der Baumärkte, während umweltschonende Mittel mit der Lupe gesucht werden müssen oder gar nicht im Angebot sind...

obwohl abstumpfende Mittel nicht nur umweltfreundlich, sondern zuverlässiger und sicherer sind: während gesalzene Flächen vernässen und schnell wieder überfrieren (Bild 1), garantieren abstumpfende Mittel wie Lavagranulat dauerhafte Sicherheit, solange sie auf dem Boden liegen (Bild 2)...

Letztlich ist die Politik am Zug, um Umweltbelastungen durch exzessiven Salzgebrauch einzudämmen, durch staatliches Monitoring, Abgabenbegrenzung z.B. mittels einer Umweltsteuer auf Streusalz und Förderung des Einsatzes umweltfreundlicher Alternativen.

Und in jedem Falle gilt: wer seine Umwelt liebt, salzt sie nicht!

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