Mich dürstet, sprach der Baum - doch der Mensch gab ihm nur Salz...

05.10.2016 18:07

Stellen Sie sich vor, es ist wochenlang heiß - und Sie haben entsetzlichen Durst. Doch das einzige, was man Ihnen anbietet, sind ein paar Esslöffel Salz...

...Was für eine grausame Vorstellung, denken Sie? Niemals würden Sie freiwillig das Salz zu sich nehmen, es würde den Prozess des Verdurstens nur beschleunigen!

Doch unsere Straßenbäume werden nicht gefragt: es herrscht seit bald drei Monaten extreme Trockenheit, dazu herrschte Rekordwärme im September. Um ihre Wurzeln ist nur noch trockene, verdichtete und mit dem Streusalz der vergangenen Winter gesättigte Erde. Die Bäume können nicht mehr!

Diese zwei Bilder zeigen eine extrem Streusalz-geschädigte Linde, die ich seit 2013 fotografisch begleite.  Raten Sie, wann die Bilder aufgenommen wurden...

 

Sie vermuten, sie sind in verschiedenen Jahreszeiten aufgenommen? Falsch: das erste Bild ist vom 30. September 2015, das zweite vom 3.10. 2016 - also mit fast genau einem Jahr Abstand! Nur dass 2016 die Trockenheitsschäden noch hinzukommen. Ferner sieht man, dass der Baum insgesamt zurückstirbt. Zwei große Hauptäste musste aus Sicherheitsgründen  in diesem Jahr bereits entfernt werden...

   Doch sogar Bäume, die nicht Streusalz-belastet sind, leiden unter der Klimaerwärmung. Diese Linde auf dem Möllner Friedhof ist normalerweise bis weit in den Herbst hinein saftig grün (obere Aufnahme vom 26.9.2015)...

Die untere Aufnahme ist vom 25.9.2016! Die Bäume leiden aktuell so sehr unter dem Wassermangel, dass sie ihre biologischen und ökologischen Aufgaben (Fotosynthese, Wachstum und Massezuwachs, Wasserverdunstung, CO2-Bindung, Sauerstoffproduktion, Feinstaubreduktion) nicht mehr erfüllen können. Um ihr Überleben zu sichern, werfen sie ihr Laub vorzeitig ab...

Diese gesunde Lindenallee wurde im September 2015 aufgenommen, darunter Straßenlinden am 24.9. und drei Tage (!) später, am 27.9.2016....

In dieser Straße wird im Winter oft prophylaktisch - d.h. ohne konkrete Gefahrenlage - mit Feuchtsalz gearbeitet. Erkennbar ist es an den klebrigen Batzen auf dem Asphalt. Prophylaktisches Salzstreuen - ein Verbrechen an der Umwelt...

Die Lage für die Stadtbäume ist dramatisch wie noch nie!  Denken wir daran, dass gesunde Atemluft nur von Bäumen kommt - und wenn wir wieder die jubelnde Presse über das "Gerüstetsein" für den Winter wahrnehmen, und Säcke mit Salz wohlfeil zum Mitnehmen direkt im Eingangsbereich liegen...
Dann sollten wir daran denken: ohne Bäume stirbt der Mensch - und diese Alternative wollen wir mit Sicherheit alle nicht wirklich...

- copyright: Beate Schicker 2016 -

 

 

 

 

Kontakt

Saltytrees