Mein Beitrag zur Kopftuch-Debatte: eine wahre Begebenheit

14.11.2018 12:39

Als ich in diesem Sommer ein Wellenbad in Norddeutschland besuchte, war dort gerade eine Schulklasse mit Kindern von etwa elf bis dreizehn Jahren. Es waren Jungen und Mädchen, die sich offenbar nicht zum Training, sondern zum gemeinsamen Klassenvergnügen dort aufhielten. Beaufsichtigt wurden sie von Lehrern, die am Beckenrand saßen.

Mir fiel eine Gruppe von Mädchen auf, die mit großer Begeisterung im Wasser tobten, um die Wette tauchten und einen Riesenspaß mit den Wellen hatten. Eines der Mädchen trug einen Ganzkörper-Schwimmanzug und eine Kopfbedeckung, also eine Art "Burkini", aber eher geschnitten wie ein enganliegender Neoprenanzug. Man konnte sehen, dass sie eine sportliche, durchtrainierte Figur hatte und sich geschickt im Wasser bewegte.

Beim Tauchen sog die Kopfbedeckung sich immer wieder mit Wasser voll und schwabbelte dem Mädchen zuweilen um den Kopf, was sie irgendwann zu stören begann. Nach etwa einer halben Stunde nahm sie das Kopfteil herunter und brachte es einem der Lehrer zur Aufbewahrung. Ihr dunkles, volles Haar war nun unbedeckt, sie und ihre Freundinnen strahlten und gaben sich weiter dem Schwimmvergnügen hin.

Beim Herausgehen aus dem Schwimmbecken nahm sie vom Lehrer ihre Kopfbedeckung in Empfang.

Ich weiß nicht, wie das Mädchen draußen gekleidet war. - Zurück blieb bei mir der Eindruck, dass hier ein junger Mensch auf sehr selbstverständliche Weise einen Weg zwischen der Tradition des Elternhauses und der Annäherung an die neue Umgebung findet, und dies in einer Situation, in der von keiner Seite Zwang auf ihn ausgeübt wird.

Ich würde mir für die "Kopftuch"-Diskussion wünschen, dass immer auch die subjektive Situation der betroffenen Frauen und Mädchen beachtet wird. Gerade in der Fremde können Kleidungstraditionen für Menschen zunächst sehr wichtig sein, ihnen Halt und Identität bieten. Wenn sie sich geborgen und angenommen fühlen - wie die junge Schwimmerin im Kreise ihrer Freundinnen - kann dieses Bedürfnis eher abnehmen als unter Zwang. Denn es gilt immer: Druck erzeugt Gegendruck!

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