Medien helfen Mächtigen - doch manchmal ist Demokratie mächtiger! Die Lübecker Linden-Entscheidung

19.12.2016 08:11

Medien helfen Mächtigen - das musste ich im Möllner Leserbriefprozess am eigenen Leibe schmerzvoll erfahren, als die Lübecker Nachrichten bzw. der Madsack Medienkonzern Rechtsanwälten half, ihre Leserin bzw. Whistleblowerin in einem Racheprozess fast drei Jahre durch die Gerichte zu jagen.

Auch im Lübecker Lindenstreit halfen die Medien den Mächtigen: das Aktionsbündnis wurde nicht nur nicht unterstützt, sondern geradezu ausgegrenzt: so weigerte sich ein Anzeigenblatt, einen Aufruf des Bündnisses zu veröffentlichen mit dem Argument, man befürchte Anzeigenkunden zu verlieren (!).

Die Lübecker Nachrichten taten sich ihrerseits mit einer Aktion unrühmlich hervor, die man nur als Kungelei bezeichnen kann: in einer von Redaktion und Bürgermeister an allen demokratischen Strukturen vorbei initiierten "Abstimmung" kürten sie kurzerhand die Mehlbeere zum gewünschten Baum für die Untertrave...

Doch Hinterzimmerpolitik und Medienmacht wurde gestern in Lübeck eine Abfuhr erteilt: bei dem Bürgerbegehren gewannen die Befürworter des Erhaltes der Linden. Das war nicht nur ein "klares Votum" (um die Worte der Zeitung zu benutzen) für die Lindenbäume, sondern auch für Bürgerwille, Demokratie und Nachhaltigkeit.

Ich habe den Lübecker Lindenstreit ein halbes Jahr lang aufmerksam begleitet und dazu bereits im Sommer gebloggt. - In den veröffentlichungen des Aktionsbündnisses, z.B. Videos mit Stellungnahmen von Fachleuten wie Forstdirektor a.D. Lutz Fähser  kommt immer wieder zum Ausdruck, dass die Möglichkeiten zum Erhalt der Linden trotz Umbau der Untertrave nicht ausgeschöpft wurden...

Das Video kann auf der Startseite des Aktionsbündnisses angeschaut werden.

Doch jetzt muss auch endlich ein Augenmerk auf den Zustand der Linden gerichtet werden. Die Fachleute bescheinigen in allen Stellungnahmen einen schlechten Zustand der Bäume - nicht zuletzt durch Bodenversiegelung bzw. -verdichtung  und Unmengen Streusalz!

Mir fielen in diesem Video die typischen Blattrandnekrosen auf: das frühe Auftreten (Aufnahme ist offenbar im Frühsommer entstanden) spricht für die Schwere der Streusalz-Vergiftung...

Bäume sind nun mal keine austauschbare Deko - sie sind Lebewesen, die geschützt, gepflegt und betreut werden müssen! - Wir hatten diesen Sommer z.B. eine extreme Trockenheit, die zum weit vorzeitigen Welken und Blattabwurf von Linden geführt hat: vergleichen Sie diese beiden Bilder von 2015 und 2016...

Den Straßenbäumen muss mehr Pflege und Aufmerksamkeit zuteil werden! Die Wasserversorgung muss gewährleistet werden, sie sind wirksam vor Umweltgiften wie Streusalz zu schützen etc. - das alles kostet Geld! Das Personal für Stadtgrün muss in unseren Städten und Gemeinden aufgestockt werden. Es kann nicht sein, dass Bäume und Stadtgrün im städtischen Haushalt  nur eine Nebenrolle spielen.

In Zeiten von Klimawandel, Feinstaub- und Abgasbelastung, Extremwetterlagen und zunehmender Urbanisierung bzw. Nachverdichtung sind Stadtbäume und Stadtgrün wichtiger denn je! Das muss endlich erkannt werden und seinen Niederschlag im Handeln der Lokalpolitik finden.

Ich wünsche den Lübecker Linden Glück und ein langes Leben!

 

 

 

 

 

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