Gefiederte Helden - Möllner Innenstadtschwalben kämpfen für ihre Art...

04.08.2016 10:54

Ich berichtete im letzten Artikel über die zwei Schwalbenkinder, die am 7. Juli  im Abstand von 5 Stunden aus Hunger und Verzweiflung den Sprung in den sicheren Tod wagten. Vergeblich bettelt hier das letzte verbliebene Küken der Brut um Futter...

Wenige Stunden später sprang es - wie zuvor schon sein Geschwister - aus dem Nest und landete in der Auslage eines Lebensmittelmarktes in der Möllner Innenstadt...

Niemand kümmerte sich um die verzweifelten Vogelkinder. Meine Bitte an den Marktleiter, eine Zeitung oder ein Sprungtuch hinzulegen, wurde nicht erfüllt. Passanten und Kunden, die ich auf das Schicksal der Tiere aufmerksam machte, reagierten mit Gleichgültigkeit und Achselzucken.  - "Das ist eben die Natur!" ist der übliche lapidare Satz, mit dem Menschen ihre Untätigkeit rechtfertigen, wenn es um die Not von Wildtieren geht.

Ich jedoch nahm beide Schwalbenkinder bei mir auf, um ihnen eine Chance zu geben...

Wie konnte es geschehen, dass eine Geschichte eine so dramatische Wendung nimmt?

Am  11. Juni  fotografierte ich die singende Schwalbe am Brutplatz im Eingangsbereich des Supermarktes...

Anfangs schien alles gut zu laufen. Die Eltern kümmerten sich um die Brut...

Bis es zu dem Drama kam und morgens nur noch die zwei Küken im Nest waren, die dann ebenfalls nicht mehr gefüttert wurden. - Sie waren zum Zeitpunkt ihres "Todessprungs" völlig ausgehungert und fingen in meiner Hand sofort an zu betteln...

  Die beiden Küken entwickelten sich zügig und konnten sich gegenseitig Nestwärme geben...

Sie wuchsen zu schönen Schwalben heran...

Bald lernten sie fliegen und verlegten ihren "Wohnsitz" auf die hohen Schränke...

Sehr wichtig war auch die Beschäftigung mit der selbständigen Aufnahme von Futter - wie draußen in der Natur...

 

Die eine der beiden Schwalben absolvierte ein richtiges "Flugtraining" mit gewagten Manövern - Sturzflüge vom Schrank, Tiefflüge und Hochreißen im letzten Moment, auch Runden um den Esstisch gehörten zu ihrem Programm...

Ein gemeinsames Bad kurz vor dem Abflug gehörte zu ihren selbst gewählten Aktivitäten...

Das gegenseitige Anbetteln der jugendlichen Schwalben zeigt, dass ihr Sozialverhalten auch in Menschenobhut normal geblieben ist...

Beim Baden ließ sich diese Schwalben auch durch mein Fotografieren von der Leiter aus nicht stören...

Und so war diese wunderschöne Schwalbe fertig gerüstet  für den Abflug am 26. Juli nachmittags bei strahlendem Sommerwetter...

Die andere Schwalbe hat ihre Entwicklungsverzögerung leider nicht mehr aufholen können. Wahrscheinlich war sie noch länger nicht gefüttert worden als ihr Geschwister. Am 30. Juli ließ ich sie vom Tierarzt einschläfern.

Das wichtigste, was sie in ihrem kurzen Leben tun konnte, war ihrem Geschwister Gesellschaft und Nestwärme zu geben...

Die Situation der Möllner Schwalben ist indes mehr als ernst. Sie werden allerorts regelrecht "wegsaniert" oder ihre bereits fertigen Nester werden entfernt (ich berichtete...)

Wo im letzten Jahr noch "Familie Schwalbe" residierte, herrscht jetzt gähnende Leere...

Schlechtes Wetter, Insektenmangel, immer weniger Nistgelegenheiten - es sieht sehr dramatisch aus. Bilder wie diese von Anfang August 2015 mit Jungschwalben aus der ersten Brut suchen wir in diesem Jahr vergeblich...

Es müssen große Anstrengungen unternommen werden, um das Überleben der Schwalben in der Stadt zu gewährleisten. Helfen Sie alle mit und machen Sie unser Lebensumfeld wieder Schwalben-freundlich!

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