"Gerettet" - oder vielleicht doch Opfer? Von Kastanien-Schicksalen in Ost und West...

03.10.2016 20:50

Die "gemeine Rosskastanie" hat keinen schmeichelhaften Namen. Sie nahm es uns nicht übel und erfreute uns hierzulande über Jahrhunderte mit herrlicher Blüte, üppigem Wuchs und dichtem Laub bis in den späten Herbst hinein. Und natürlich Kastanien! - Bilder einer uralten Kastanie auf einem Parkgrundstück in Ratzeburg, vom Juli und Oktober 2014...

   Erschreckend im Vergleich dazu dieser Anblick: im September sind in Norddeutschland (hier Mecklenburg) ganze Kastanien-Alleen wie abgestorben...

Seit den späten Achtzigerjahren ist die Kastanien-Miniermotte auf dem Vormarsch. Ihre Larven fressen schon im Frühsommer Gänge durch die Blätter und schwächen den Baum enorm...

Auf dem unteren Bild sehen wir aber auch weit fortgeschrittene Blattrandnekrosen  - eine typische Folge von Streusalz-Belastung! Und hier eine Kastanie, deren Blätter ausschließlich Blattrandnekrosen haben:

Hinzu kommen immer mehr extreme  Trockenheitsepisoden - wie aktuell seit Mitte August - sie schwächen die vorgeschädigten Bäume zusätzlich. Miniermotte, Streusalz, Trockenheit, auch Pilze bedrohen den Baum...  und so sind die Rosskastanien Intensivpatienten geworden...

Der junge Mann links zeigt ein Kastanienblatt mit für Streusalzvergiftung typischen Blattrandnekrosen, rechts sehen wir ein Blatt mit Miniermottenfraß-Gängen.

Am 9. September sahen die schwerkranken und verdurstenden Kastanien am Möllner Wassertor schon so aus...

Und erinnern Sie sich an die "gerettete" Kastanie in Mölln? Sie wurde von der Stadtverwaltung vor der Säge  bewahrt, als eine alte Villa samt wertvollem Baumbestand einem Großbauprojekt weichen musste. Bis zu meinem Protest sah dann die "gerettete" Kastanie so aus...

Danach wurde sie wenigstens eingerüstet. Aber der Bau einer Tiefgarage grub ihr buchstäblich das Wasser ab - und der bis an den Stamm versiegelte Boden wird natürlich im Winter regelmäßig kräftig gesalzen - so dass der erbarmungswürdige Baum nur noch ein Schatten seiner selbst ist (Aufnahme vom 3.10.2016)...

Von einer wirklichen "Rettung" ist hier also nicht mehr viel zu sehen. Eine Zeitungsmeldung war die vermeintlich gute Tat  2014 allemal wert. Seitdem stirbt der Baum unbemerkt von der Öffentlichkeit.

Und so ist es absehbar, dass diesen Bäumen keine gesunde Zukunft mehr beschert sein wird. Wir müssen uns von ihnen verabschieden - denn wir wollen weder das Geld für eine ausreichende, regelmäßige Pflege und Bewässerung von Straßenbäumen ausgeben, noch auf unser "geliebtes" Streusalz verzichten...

Und was die Miniermotte betrifft: Meisen lieben Miniermotten - sie sind ihre absolute Leibb- und Magenspeise! Doch Millionen streunende Katzen dezimieren diese nützlichen und schönen Vögel - denken wir bitte auch daran!

 

 

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