Der "Commerzbank-Baum" in Mölln: ein prominentes Streusalz-Opfer

22.09.2017 22:00

Um es vorwegzunehmen: der Name "Commerzbank" soll hier nicht in anklagender Weise benutzt werden. Es geht hier um ein Problem, das alle Städte betrifft und keinen Unterschied macht zwischen arm und reich, Mieter und Hausbesitzer, Besucher oder Anwohner.

Die Kastenlinde vor der Möllner Commerzbank-Filiale ist eines der vielen Opfer menschlicher Rücksichtslosigkeit und Gedankenlosigkeit. - Sie gehört zu den ausgewählten Möllner Straßenbäumen, an denen ich die Auswirkungen hemmungslosen Streusalz-Einsatzes seit 2013 dokumentiere...

Für Ende September sieht die Linde vorzeitig welk und verkümmert aus...

Rückblick Sommer 2013: nach fünf Monaten Winter und Unmengen Salz machten die Bäume bereits im Hochsommer schlapp - aber der Baum war insgesamt noch dichter belaubt als jetzt, d.h. er hat in den vier Jahren an Masse verloren!

Auch jetzt, nach drei milden Wintern ist der Boden salzbelastet - und jedes Jahr kommen deutschlandweit viele Millionen Tonnen Natriumchlorid hinzu, die nicht mehr aus dem Ökosystem entfernt werden können!

Die Bäume bekommen bei jedem Hauch winterlicher Witterung brutalste Salz-"Kuren" verpasst. Dabei wird das Salz oft direkt auf die extra für den Baum angelegten Versorgungsöffnungen gekippt...

Ich habe die Problematik im Mai 2015 dem Leiter der Möllner Commerzbank-Filiale bei einem "Baum-Rundgang" in der Möllner Innenstadt geschildert. Auch bei Twitter habe ich seitdem immer wieder auf das Streusalz-Leid der Bäume hingewiesen.

Mit diesem Tweet suggeriert die Commerzbank, der Baum hätte "nur" ein Trockenheitsproblem...

Aber das ist ein Irrtum!

Schon im Frühsommer erkennt ein geschulter Blick Symptome der Salzvergiftung...

Bei näherem Hinsehen fallen die Blattrandnekrosen auf, die ein deutliches Symptom für "Überdüngung" mit Chlorid sind...

Man bedenke: der Winter 2014/2015 ist praktisch komplett ausgefallen - hier handelt es sich also ganz offensichtlich noch um "Altlasten" aus vergangenen Wintern!

Der Unterschied zu Trockenheitsschäden liegt darin, dass bei reinem Wassermangel die Blätter erst eingerollt, dann abgeworfen werden. Es gibt keine abgestorbene Randpartie (Aufnahmen: Kugelahorne in Hochbeeten /Juni 2015 bei extremer Trockenheit) ...

Man sieht an diesen Blättern keinerlei Blattrandnekrosen. Die Bäume in den Hochbeeten bleiben vom Streusalz verschont, erleiden aber bei Regenmangel schnell Trockenheitsschäden.

Der Unterschied zwischen reinen Trockenheitsschäden und Chloridvergiftung durch Streusalz  ist also nicht zu übersehen!

Im Sommer versucht man Schadensbegrenzung durch Tröpfchenberieselung mit kostbarem Trinkwasser - ein ökologischer Wahnsinn...

Und diese "Infusionen" werden durch dieselben Versorgungsöffnungen verabreicht wie im Winter das Salz: dümmer und widersinniger kann menschliches Verhalten  nicht sein.

Ich mache hier der Commerzbank keinen Vorwurf! Doch ich denke, ein erfolgreiches und einflussreiches Unternehmen könnte seine gesellschaftlich herausragende Stellung nutzen, um die Problematik ins Bewusstsein der Allgemeinheit zu bringen und Wege zur Lösung zu suchen.

In Zeiten von Klimawandel, Feinstaub- und Abgasbelastung, Flächenfraß und stetem Rückgang der städtischen Naturflächen sollte der Wert der Stadtbegrünung endlich allen bewusst gemacht werden.

Nicht die Bäume brauchen den Menschen - aber der Mensch braucht die Bäume!

 

 

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