Zum Tag der Pressefreiheit: Whistleblower des Alltags - Freiwild im Rechtssystem?

04.05.2016 07:50

Hier ist der Text meiner 161. Streusalz-Mail im Wortlaut:

>> Liebe Leser,
 
am heutigen Tag der Pressefreiheit möchte ich Sie anregen, über Whistleblower des Alltags nachzudenken. Wir Alltags-Whistleblower sind Menschen, die aus selbstlosen Motiven Missstände im “ganz normalen” menschlichen Alltag aufzeigen, und gerade deshalb sind wir in der Regel unbeliebt.    
Wer möchte schon – wie diese Mutter, die ihren Kindern hier beibringt, dass es “normal” ist, trotz Verbots durch den Kurpark zu radeln...
     ...an eigene Fehler und Unzulänglichkeiten erinnert werden?
 
Doch wo ist die Grenze zwischen harmlosen Regelübertretungen des Alltags, die jeder von uns hin und wieder mal – vielleicht sogar versehentlich – begeht, und gefährlichen oder sogar kriminellen Handlungen?
 
Ich habe am Beispiel des kollektiven, satzungswidrigen Streusalz-Gebrauchs nachgewiesen, dass ein Gemeinwesen nicht funktioniert, wenn es flächendeckende umweltschädliche Zuwiderhandlungen zulässt oder sogar fördert.
 
Mit diesen Zeilen – ohne meine Erlaubnis als “Leserbrief” veröffentlicht – wollte ich die LN-Redaktion auf den anhaltenden Missstand im Umgang mit unserer städtischen Umwelt hinweisen...
 
   Die Redaktion machte es sich leicht: durch die Veröffentlichung als Leserbrief war für sie das unangenehme Thema vom Tisch, sie brauchte keine redaktionellen Kräfte zu mobilisieren, allein die reißerische Überschrift - die im nachfolgenden Prozess dann aber allein mir angelastet wurde - war das Werk eines Redakteurs (Norbert Dreessen).
 
Das “Ergebnis” dieser Veröffentlichung ist nach fast drei Jahren gerichtlicher Verfolgung ein eklatantes Unrechts-Urteil, das mir “Eindruckserweckungen” verbietet, mich für den Rest meines Lebens in die Täterrolle zwingt und mich im ungünstigsten Fall mit Gefängnis bedroht...
 
 
Mit diesem ungeheuerlichen Urteil, das mich auf eine Stufe mit Verbrechern stellt, bin ich völlig alleingelassen. Ich habe bis heute keinerlei politische, mediale, institutionelle oder gesellschaftliche Unterstützung. der Möllner Leserbriefskandal wird systematisch totgeschwiegen.
 
Eine Verfassungsklage wäre zwar theoretisch möglich, jedoch aufgrund des “geringen” Streitwertes von 3000 Euro so gut wie aussichtslos. Eine Schadenersatzklage gegen die Zeitung verlangt ein Höchstmaß an juristischem Einsatz und materielle Mittel, die ich nicht habe.
 
Bitter ist dies angesichts der Reaktionen der Zeitung: Chefredaktuer Hanno Hannes versicherte mir noch in einem Telefonat am 25.3.2013 vollmundig: “Leserbriefe sind durch die Meinungsfreiheit gedeckt” – doch im anschließenden Prozess gegen mich unterstützten sie nicht ihre Leserin, sondern die Kläger!
 
Und so muss ich bis an mein Lebensende mit einem Unrecht leben, das mir nur aufgrund meines selbstlosen Engagements für Mensch und Umwelt zugefügt wurde.
 
Bitte denken Sie am Tag der Pressefreiheit an uns Whistleblower des Alltags! Ich danke Ihnen.
 
Einen schönen Tag wünscht Ihnen
 
Ihre
 
Beate Schicker  <<

Kontakt

Saltytrees