Alte und neue "Salzstraßen" - vom Segen zum Fluch...

26.11.2017 20:54

Es ist soweit: die Salz-Armee ist zum alljährlichen Kampf gegen den Winter angetreten - egal ob er nun kommt oder nicht. Obwohl bisher kein Schnee gefallen ist, die Temperaturen fast noch im zweistelligen Bereich sind, werden selbst kaum befahrene Landstraßen mit einer Salzschicht bedeckt. Die L 218 zwischen Mölln und Sterley am heutigen Sonntagmorgen...

Auf ganzer Länge wird die Straße gesalzen, die ungleichmäßige Salzverteilung setzt der Sinnlosigkeit der Aktion die Krone auf. Streifen und Placken bieten vielleicht ein kreatives optisches Bild, sicher aber nicht einmal hypothetisch wirksamen Schutz bei etwaiger Glätte...

  UPDATE 4.12.: inzwischen erfuhr ich vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr, dass tatsächlich ein "defektes Fehrzeug"(!) unterwegs war. Da fragt man sich, warum solche Fahrzeuge, zumal bei dieser rein hypothetischen Gefahrenlage auf die Umwelt losgeslassen werden!

Die schleimigen Solebatzen tauen durch die hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperatur bereits - ohne auch nur irgendeine sinnvolle Aufgabe erfüllt zu haben...

   Diese Aufnahmen machte ich letzten Winter ebenfalls bei völliger Abwesenheit jeglicher winterlichen Witterung...

Das halbkreisförmige Muster verrät: hier war ein Sole- bzw. Feuchtsalz-Sprühfahrzeug unterwegs. Es hinterlässt auf dem Asphalt klebrige Salzbatzen - bei näherem Hinsehen sieht man die Salzkristalle...

Jeder einzelne Salzbatzen entspricht etwa einem Teelöffel Salz - und damit einer Menge, die 25 Liter Wasser biologisch irreversibel schädigt!

Durch die darüberfahrenden Fahrzeuge wird das Salz zerrieben und liegt schließlich als kalkig-weiße Schicht auf der Fahrbahn...

Je feiner die Salzkristalle zerrieben werden, desto leichter verwirbeln sie und tragen so zur Feinstaubbelastung bei.

Der Rest wird beim nächsten Niederschlag in die Kanalisation oder direkt ins Erdreich gespült, genau wie kristallines Streusalz, mit dem es chemisch identisch ist...

Unser Herzogtum ist durch die "Alte Salzstraße" bekannt: ein bedeutender Handelsweg, vor allem zu Zeiten der Hanse . Damals wurde ein großer Teil des Lüneburger Salzes in den Ostseeraum exportiert. Salz war wertvoller als Gold!

Die "neuen Salzstraßen" sind Verkehrswege, die der Mensch für seinen unstillbaren Mobilitäts-Hunger geschaffen hat. Verkehr und Handel sollen das ganze Jahr hindurch ungehindert rollen - der Preis dafür ist hoch: zum einen erzeugt Streusalz Milliardenschäden an der Infrastruktur, wie z.B. an Brücken und Straßen...

Betonkrebs durch Streusalz zerstört riesige Bauwerke wie Brücken und Tiefgaragen, Asphalt wird durch Schlaglöcher zerstört, die ebenfalls zum großen Teil auf das Konto von Streusalz gehen.

Aber vor allem opfern wir die Gesundheit von Böden, Gewässern, Pflanzen, Bäumen, Mikroorganismen. Dass wir damit eine Hypothek aufnehmen auf die Lebensgrundlagen kommender Generationen, ist uns egal.

Der Aushub ganzer Straßen wird durch Streusalz zum Sondermüll, wie fränkischen Leinach . Und wir können sicher sein, das ist kein Einzelfall: bei rund 500 000 Straßenkilometern in Deutschland und einem Streusalz-Verbrauch von rund 5 Millionen Tonnen pro Winter dürfte manche Straße mit toxischen Dosen Chlorid kontamininiert sein!

     Einen Hinweis auf den Zustand der Böden geben uns die Bäume. Sie zeigen an stark salzbelasteten Standorten schon früh im Jahr Vergiftungserscheinungen wie Blattrandnekrosen...

Sie zeigen keinen oder zu geringen Massezuwachs und sind im Frühherbst vorzeitig entlaubt...

Und optisch zeigen uns "Ausschwitzungen" auf häufig gesalzenen Gehwegplatten sogar im Sommer, dass hier der Boden mit Salz übersättigt ist...

  Und Backsteinmauern schwitzen das Salz ebenfalls aus - wie diese Autobahnbrücke...

Das Salz ist vom Segen zum Fluch geworden - es bringt wenig Nutzen: eine trügerische Sicherheit, die oft durch unangemessene Fahrweise, verlängerte Bremswege und Salzglätte zunichte gemacht wird, sogar 25 % mehr Verkehrstote als ohne Salz (!)

und unermessliche Schäden an Natur und Umwelt, die zu beziffern sich bis zum heutigen Tage keiner die Mühe gemacht hat!

Deshalb werde ich nicht ruhen, die Risiken des Salzeinsatzes im Winterdienst für Mensch und Umwelt zu dokumentieren und zu publizieren, bis endlich auf allen Ebenen von Politik und Verwaltung wirksame Maßnahmen zur Eindämmung der Streusalz-Gefahren ergriffen werden!

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