"Unser sauberes Schleswig-Holstein" - Streusalzmail u.a. an den Schleswig-Holsteinischen Städteverband

18.02.2017 12:13
- aktualisiert am 25.3.2017 -

>>Sehr geehrte Damen und Herren,
am 25.3. ist es wieder soweit: die Bürger sollen fleißig mitmachen, wenn es darum geht, unsere Städte und Straßenränder vom Müll zu befreien. – Doch es gibt “Müll”, der sich im Frühling nicht mehr medienwirksam in blaue Säcke packen lässt. Dieser Müll kann sogar den Bodenaushub ganzer Straßenzüge in Sondermüll verwandeln.

Auf 10 000 Straßenkilometern in Schleswig-Holstein und rund 500 000 in der Bundesrepublik (die meisten innerörtlichen Straßen sind hier gar nicht mitgerechnet!), zusätzlich auf den meisten Plätzen und Gehwegen wird jeden Winter - meist prophylaktisch - Salz aufgebracht.  Bis zu 5 Millionen Tonnen Streusalz gelangen jährlich ins Erdreich und in Gewässer. Aus dem Ökosystem kann das einmal eingetragene Salz nicht mehr entfernt werden!
 

Und das meiste Salz wandert ohne vernünftigen Grund in die Umwelt: im Februar wurde in meiner Stadt das gesamte Straßennetz kurz vor einem heftigen Wärmeeinbruch mit zweistelligen Temperaturen schnell noch bis in die entlegensten Winkel gesalzen – wie hier in dieser einsamen Straße, die in einem Wendehammer direkt am Waldrand endet...

  Oder hier  der Altstadt, wo Autos wegen des holprigen Kopfsteinpflasters ohnehin nur langsam fahren können...

Die Hinterlassenschaften des Sole-Fahrzeugs sind nicht zu übersehen. Das Salz bildet kalkige Beläge auf den Fahrbahnen. Im frischen Zustand sieht man die Solebatzen an den Bordsteinen kleben...
Der Nutzen für die Sicherheit ist mit gesundem Menschenverstand nicht erkennbar. Hier wird entweder aus Gewohnheit gehandelt, oder damit sich das neue, 350 000 Euro teure Streufahrzeug amortisiert – vielleicht auch um das Winterdienstbudget zu sichern...?

Bei diesem fragwürdigen “Vorbildverhalten” der Stadt lassen auch die Anlieger sich nicht lumpen. Das schlimmste Negativbeispiel bietet die Vereinigte Stadtwerke GmbH, die das Grundstück um die “Möllner Welle” an einem vorfrühlingshaften Sonntag im Frebruar mit zentnerweise Salz pökeln ließ...

Als ein Unternehmen der Wasserwirtschaft (!), noch dazu als Betreiber öffentlicher Einrichtungen – kann man sich eigentlich nicht verantwortungsloser gegenüber der Umwelt und kommenden Generationen verhalten.

Ein einziger Teelöffel Salz vergiftet aus ökobiologischer Sicht 25 Liter Wasser irreversibel. Chlorid, welches ins Ökosystem eingetragen wird, ist aus diesem nicht mehr zu entfernen.

Es nimmt nicht wunder, dass auch private Anlieger ihre Umwelt unter einer Salzschicht begraben. Völlig prophylaktisch, versteht sich, d.h. ohne jede konkrete Gefahrenlage...


Bei privaten Anwendern ist inzwischen auch die Sole beliebt, dabei enthält sie dasselbe giftige Natriumchlorid wie Streusalz. Hier die Spur eines kleinen Sole-Handfahrzeugs. Gestreut wurde auch hier ohne konkrete Glättesituation...

Frühlingshafte Temperaturen sind inzwischen eingetroffen, tagelang kein Niederschlag – nur das “vergessene” Streusalz auf Fahrbahnen und Gehwegen erinnert noch an den Winter...


Fast ausschließlich “prophylaktisch” d.h. ohne konkrete Gefahrenlage wurde auch in diesem Winter gesalzen. Und ganz schlimm ist die Gedankenlosigkeit, mit der direkt in die Baumteller bzw. die Versorgungslöcher der Bäume gesalzen wird. Hier wurde am 12.2. gesalzen, der “Rest” ist noch tagelang zu sehen...


Liebe Leser, die regelmäßigen Empfänger meiner “Streusalz-Mail” wissen, dass ich 2016 eine Petition an den Schleswig-Holsteinischen Landtag gerichtet haben mit dem Anliegen, das Umweltgift Chlorid endlich auf die politische Agenda zu bringen. 39 Mitzeichner aus mehreren Bundesländern, auch einige aus dem Ausland unterstützten die Petition. Der Petitionsbeschluss vom 4.7.2016 enthielt eine Passage, die  eine Kennzeichnungspflicht für Streusalz empfiehlt, und die Petition wurde an die kommunalen Landesverbände weitergeleitet...

Was ist daraus geworden? Eine Kennzeichnung habe ich nirgends gesehen, die Stadt und ihre Bürger salzen was das Zeug hält und der Einzelhandel bietet so gut wie ausschließlich Streusalz an, und das in rauen Mengen...


Seit Jahren dokumentiere ich die aus dem hemmungslosen Streusalzgebrauch entstehenden Schäden an unserer Umwelt. Empfänger meiner Mails und Leser meines Blogs kennen meine Bilder von geschundenen Bäumen: Blattrandnekrosen bereits im Frühsommer, vorzeitige Entlaubung und mangelndes Wachstum, schließlich vorzeitiger Baumtod sind die Folgen der Chloridvergiftung. Raten Sie, welche der beiden Linden (aufgenommen jeweils Ende September) ein Streusalz-Opfer ist...


Da auch dieser Winter leider wieder gezeigt hat, dass Politik und Gesellschaft gegenüber der Chlorid-Problematik vollkommen gleichgültig sind, habe ich diese Mail u.a. direkt an den Städteverband Schleswig-Holstein mit der dringenden Bitte, sich des Themas nun zügig anzunehmen. Die Petition wurde Ihnen vom Schleswig-Holsteinischen Landtag übersandt!

Damit wir nicht kommenden Generationen neben Nitrat, Luftverschmutzung, Plastikflut, Flächenfraß etc. ein weiteres Umweltproblem hinterlassen, das vermeidbar gewesen wäre!
 
Ihre
 
Beate Schicker
Ärztin und Umweltaktivistin in Mölln<<


 
 

 



 
 

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