November 2013: die erste Salzladung für die Umwelt, mein erster Leserbrief...

16.11.2014 07:33

Ende November 2013 ging es los: nachdem die ersten Wochen den Monats frostfrei geblieben waren (allerdings nicht so extrem frühlingshaft wie dieses Jahr), näherte sich die Temperatur dem Gefrierpunkt an. Es war eine Hochdrucklage ohne nennenswerten Niederschlag, doch die "Berufs-Salzer" scharrten mit den Füßen. Es musste endlich losgehen!

Und so kam, was kommen musste: die Straßen Möllns wurden auf und ab gepökelt, obwohl die Wettersituation weit entfernt von der akuten Gefahrenlage war, die lt. städtischer Straßenreinigungssatzung ein "legales" Salzen erlaubt hätte.

Mein Leserbrief an den Möllner Markt - der auch in ganzer Länge veröffentlicht wurde - lautete wie folgt.

 

Beate Schicker                                                                                                      

                                                                                       27. November 2013

Markt Anzeigenblatt GmbH

Redaktion

23909 Ratzeburg

Was würde Till Eulenspiegel dazu sagen?

Zum Artikel: „Hitze und Salz setzt den Bäumen zu“ / Möllner Markt vom 9. November 2013

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 26. November, schon vor dem ersten Schnee gab es für Möllns Straßen und Bürgersteige die erste Ladung Salz - an einem strahlenden Wintertag ohne jeden Niederschlag. Und schon einen Tag später wurde die ganze „Pracht“ durch Regen ins Erdreich und in die Kanalisation gespült. Baum- und Umweltvergiftung 2013/2014 sind somit eröffnet.

Was würde Till Eulenspiegel dazu sagen? – Zu seinen Lebzeiten war Salz wertvoller als Gold. Was wäre wohl geschehen, wenn Bürger oder gar die Obrigkeit  es säckeweise auf die Straße geworfen hätten?

Heute hat vor allem die Umwelt unter den Folgen solchen Verhaltens zu leiden, aber in letzter Konsequenz auch wir Menschen. Die Bäume können nicht schreien, sie leiden still, aber wenn man hinschaut, kann man die Schäden sehen. Ich habe es getan und bin durch das Jahr hindurch  mit dem Fotoapparat in Mölln unterwegs gewesen. Auf der Sitzung des Forst- und Grünflächenausschusses der Stadt Mölln am 7. November konnte ich einen Teil meiner Dokumentation vorstellen. Die Bilder dokumentieren unter anderem:

  • Wuchsverkümmerung und mangelnden Laubaustrieb bereits zu Beginn der Vegetation
  • Blattrandnekrosen bei zahllosen Laubbäumen bereits im Juni, im Jahresverlauf rasch zunehmend
  • Eintrocknung der gesamten Blätter vom Rand her
  • Vorzeitige Laubverfärbung / vorzeitiger Laubfall
  • Kahle Bäume bereits im Juli / August

Die exzessive und flächendeckende Streusalzverwendung über fünf Monate im Winter 2012/2013 schwächte die Bäume bereits vor der Vegetationsperiode immens. Doch Bäume können nicht schreien, sie leiden still.

Im Juli stöhnten die Menschen unter bald unerträglicher Hitze. Ein gesunder Baum vermag allein durch Verdunstung pro Tag bis zu 500 l Wasser abzugeben und damit seine Umgebung zu kühlen. Dieses Wasser muss er mit gesunden Wurzeln aus dem Boden ziehen. Ein kranker Baum verdurstet hingegen sogar bei Dauerregen.

Traurig ist es z.B. um  das komplette wertvolle Lindenensemble auf dem Bauhof in Mölln bestellt: sie haben allesamt durch die Vegetationsperiode erbärmlich vor sich hin gekümmert, zeigten schon im Frühjahr mangelnden Laubaustrieb und standen Anfang Oktober entlaubt da.

Der Klimawandel ist nach den Orkanen bei uns Ende Oktober, den entsetzlichen Monsterstürmen auf den Philippinen und in Sardinien und auch anlässlich der Weltklimakonferenz in diesen Tagen ein wichtiges Thema. Führende Klimatologen sind sich einig, dass Extremwetterereignisse mit der Klimaerwärmung (früher sagte man noch: Klimakatastrophe) zusammenhängen. Klimaschutz aber muss im Kleinen anfangen, auch schon beim Umgang mit der Natur vor unserer Haustür!

Durch Streusalz wird die Lebensdauer von Stadt- und Straßenbäumen massiv verkürzt, sie zeigen reduzierten Wuchs und Laubaustrieb und können so ihre biologische Aufgabe des Bindens von CO2 nicht erfüllen.

Der pekuniäre Schaden durch das Vergiften von Bäumen durch Millionen Tonnen Streusalz  liegt für die gesamte Bundesrepublik in astronomischen Zahlenbereichen, und allein für eine Stadt wie Mölln ist der Schaden  immens. Wenn Bäume schon nach der Hälfte ihrer normalen Lebensdauer gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden müssen, dann belastet dies das Budget der Stadt ganz erheblich. Auch der Bürger und Steuerzahler muss daher ein dringendes Interesse am Baumschutz und umweltfreundlichem Winterdienst haben.

Deshalb rufe ich alle Mitbürger auf daran mitzuwirken, dass Mölln eine baumfreundliche und streusalzfreie Stadt wird. Kreativität ist gefragt! Ein Logo mit Till Eulenspiegel, seine Hand schützend über einen Baum haltend und der Aufschrift „baumfreundlicher Winterdienst“ könnte von Haus- oder Ladenbesitzern angewendet werden.

Bau- und Supermärkte könnten dieses Logo zur Werbung verwenden und in ihrem Eingangsbereich nicht palettenweise Salz, sondern umweltfreundliche Streumittel anbieten.

Umweltschutz fängt direkt vor unserer Haustür an. Und wir alle sollten daran denken: nicht die Bäume brauchen den Menschen, aber der Mensch braucht die Bäume.

Mit freundlichen Grüßen

Beate Schicker

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