Kulturdenkmal oder Mahnmal für Kulturverlust? - Immer mehr aktive Artenvernichtung in der Möllner Innenstadt

14.03.2017 18:17

Dieses über 350 Jahre alte Fachwerkhaus in der Möllner Seestraße wird auf der Liste der Kulturdenkmale der Stadt Mölln aufgeführt...

Ein typisches Beispiel von "vorne hui - hinten pfui"...

Viele Menschengenerationen haben darin gelebt, Kinder wurden geboren, Menschen sind gestorben. Und die treuesten Bewohner waren Schwalben, die Jahr für Jahr unter der Dachtraufe brüteten...

Schwalben gehören zu unserer Kultur: sie bewohnten früher sogar die Wohnräume der Häuser, flogen durch den Rauchabzug aus und ein (daher der Name Rauchschwalben). Sie waren auch Gesundheitspolizei, denn sie vertilgten Unmengen an Insekten.

Manche Hausfrau wird früher in dem alten Fachwerkhaus neben ihrem Herdfeuer verstoßene Schwalbenkinder aufgezogen haben...

Doch in diesem Jahr ist alles anders: man möchte die Schwalben nach über 350 Jahren nicht mehr am Haus haben...

Das Flatterband allein genügt nicht - mit feinmaschigem Gitter möchte man die Tiere mit 100prozentiger Sicherheit fernhalten...

Es ist eine weitere stille Katastrophe für die Schwalben, die viele Jahrhunderte unsere treuen Sommergäste waren, als Glücksbringer und Boten der warmen Jahreszeit galten - erst wenn alle Schwalben da waren ("eine Schwalbe macht noch keinen Sommer"), war der Winter wirklich gebannt.

Doch jetzt bannen wir die Schwalben, die aufgrund des alarmierenden Insektenmangels in den letzten 20 Jahren schon um 80 % zurückgegangen sind. Wir haben keinen Sinn mehr für die Natur, und mit jedem Schwalbenkind, das wegen Insekten- oder Platzmangel aus dem Nest geworfen wird, stirbt ein Stück unserer kulturellen Identität...

Und wir müssen es endlich erkennen: je mehr der Mensch sich der Natur entfremdet, desto fremder wird er sich selbst.

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